Moin passt immer. Kurz und knapp, ohne darüber nachzudenken, welche Tageszeit gerade ist. Vor allem an nebeligen Oktobertagen, an denen die Sonne Verstecken spielt und der Himmel sich gräulich blass mit dem Meer vermischt. Bestimmt nicht jedermanns Sache, aber mir gefällt's.
Ich bin im Norden in Norden - der ältesten Stadt Ostfrieslands mit knapp 25.000 Einwohnern. Es gibt viele alte Häuser, einen mit prächtigen Bäumen bewachsenen Marktplatz, das Teemuseum und natürlich einen Badeort samt Hafen: Norddeich. Von hier werden die Inseln Norderney und Juist angefahren. Und da hier das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer ist, gibt es immer was zu sehen, zu hören und zu riechen. Auch wenn an einem Tag wie heute der ein oder andere Sinn etwas weniger zu tun hat.
Es ist windstill, ungewöhnlich ruhig und ich radel ans Meer. Seit Jahren komme ich hierher, oft im Sommer, im Winter und zu Ostern - doch den Herbst erlebe ich nun zum ersten Mal. An den Bäumen leuchten die Blätter bunt, einige schwarz-weiße Milchkühe grasen noch auf den Weiden und die Nonnengänse fliegen lautlos, manchmal auch mit überschwänglichem Geschnatter, über mich hinweg. Die Stimmung ist bezaubernd und nach einer eingenebelten Stunde im Freien freue ich mich auf eine ostfriesische Stärkung: Tee und Grintstuten!
Am Liebsten mag ich das Stutenbrot aus der Westgaster Mühle in Norden. Donnerstags ist dort Backtag. Es ist einfach herrlich, wenn man im Verkaufsraum steht, der Bäcker auf einem langen Holzbrett balancierend mit frisch gebackenen Broten hereinkommt, diese ablädt, verschwindet und kurz darauf mit einer weiteren Fuhre dampfender Stuten den Raum betritt. Etwa 100 Stück, inklusive herzhafter Roggen- und Vollkornbrote, werden es jede Woche - hört sich viel an, ist es aber nicht: Die Brote gehen weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln! Mit der Butter aus der Ostfriesischen Milchkanne bestrichen, wird aus einer Scheibe - schwubdiwub - mal schnell ein 1/4 Brot, das in meinem Bauch landet. Lecker!
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