Gestern war ich mal wieder auf dem Oberfeld. Jedes Mal wenn ich hier bin, freue ich mich, dass dieser einzigartige Ort am Rande meiner Stadt ist. Neben der Demeter Landwirtschaft, die hier
betrieben wird, gibt es viele Angebote für ökologisch Interessierte - so auch einen Vortrag über die Bienen auf dem Oberfeld vom Imker Siegfried Holzapfel.
Den Bienen geht es hier richtig gut! Es werden keine Gifte gesprüht, dafür finden sie reichlich Nektar - sowohl auf dem Oberfeld und der Rosenhöhe als auch im Botanischen Garten. Für uns Menschen ist dies ein schöner Spaziergang von um die 2 Km und für die fleißigen Bienen ein angenehmer Rundkurs, obwohl sie sogar 5 Km weit fliegen könnten, um Futter zu finden. Über Bienen gibt es aber noch mehr zu erzählen - zum Beispiel dies:
- Bienen mögen keinen Schweiz, kein Parfum und sogar keine Bananen!
- Es gibt Sommer- und Winterbienen
- Eine Somerbiene lebt gerade mal 42 Tage - die letzten 12 Tage verbringt sie im Freien
- In ihrem kurzen Leben hat sie bis zu 14 Aufgaben zu bewältigen - u.a. sorgt sie für die Sauberkeit im Volk, baut die Waben, bringt die Nahrung herbei, lagert diese ein und sie passt auf, dass niemand bei ihnen eindringt
- Länger lebt die Winterbiene - etwa 6 Monate sind es. Sie hält die Königin warm, zieht die Brut auf, verteidigt das Volk vor Eindringlingen und fliegt aus, wenn sich die Vorräte leeren
- Die Königin kann bis zu 5 Jahren alt werden!
- Sobald es 10 Grad sind, fliegt die Biene ins Freie (die Hummel schon bei 4 Grad)
- Und: Bienen lieben die Vielfalt! Monokulturen (Mais/Raps/Sonnenblumen) sind nicht gut für sie und letztendlich auch nicht für uns Menschen
Doch sind es nicht allein die Monokulturen, die das Leben der Bienen einschränken. Die Varroa-Milbe trägt auch ihren Teil dazu bei - viele Bienenvölker sind durch sie zugrunde gegangen. Inzwischen gibt es aber Möglickeiten dies zu verhindern: Richtig eingesetzt töten Ameisensäure und Oxalsäure die Milben ab. Sie sind zwar auch für die Bienen nicht ohne, aber ohne ihren Einsatz würden die Völker nicht überleben und überwintern können. Das größte Problem bereitet den Bienen aber die Agrarchemie mit ihren Neonicotinoiden. Dabei handelt es sich um Insektizide, also Insekten-vernichtungsmittel , die größeren Schaden anrichten, als Schädlinge an Pflanzen es jemals könnten. Denn diese Chemikalien
- stören den Orientierungssinn der Biene, die stirbt, wenn sie nicht vor Sonnenuntergang im Bienenstock ist
- verkürzen das Leben der Königin, wodurch das gesamt Volk bedroht ist
- beeinträchtigen das Lernvermögen der Insekten, wie das Wiedererkennen von Blüten und Nistplätzen
- bedrohen auch andere Tiere wie Vögel, Schmetterlinge, Fische und Regenwürmer!
Wissenschaftliche Studien haben all dies belegt. Auch in den Medien wird darauf immer wieder aufmerksam gemacht. So etwa in dem Film Tod im Bienenstock, den wir am Ende des Vortrags angeschaut haben. Sehenswert! Der Film ist von 2012 - doch das Thema ist leider immer noch so aktuell, da es in den vergangen Jahren zu einem unfassbar großen Bienensterben kam, das nicht allein auf die Varroa-Milbe zurückzuführen ist. Daher sind seit letzten Sommer die Neonicotinoide in Deutschland verboten; nun sollen Ausnahmen sie aber wieder erlauben! Was für ein Irrsinn! Dazu gibt es einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung.
Damit es hoffentlich nicht soweit kommt, setzt sich ein Apell an Agrarminister Schmidt ein, der hier unterzeichnet werden kann. Es kann ja nicht angehen, dass immer mehr Tiere aus menschlicher Bequemlichkeit gefährdet werden. Ich hoffe sehr, dass wir weiterhin mit vielen brummenden, summenden, zwitschernden, leisen und lauten Tieren leben werden! Viele Grüße von meinem Balkon auf dem mit Insektennisthilfe und passenden Pflanzen die Hoffnung nicht aufgegeben wird!
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