WENN RAUM UND ZEIT VERGESSEN SIND

Oder: Wenn Träume wahr werden! Das ginge als Überschrift auch. Oder: Im Flow sein! Im März habe ich nämlich etwas gemacht, was mir schon eine ganze Weile im Kopf herumschwirrte...

... und zwar einen Töpferkurs auf der Fraueninsel im Chiemsee! Ich war ganz überrascht, was alles an einem Wochenende entstehen kann und wie vielfältig das Töpferhandwerk ist: Schmuck wurde gemacht, eine Laterne, Figuren, Vasen und, und, und... Neben kleinen Schälchen habe ich eine Monotypie, eine Collage und einen Linolschnitt gemacht. Und ich habe es geliebt, an der Töpferscheibe zu drehen! Es ist unheimlich schwer und macht gleichzeitig ungemein viel Spaß! Ohne Keramikerin Iris wäre der Klumpen Ton wohl einer geblieben, anstatt eine feine kleine Schale zu werden. :-)

Jetzt warte ich voller Vorfreude auf mein Päckchen! Fürs Brennen und Glasieren ist an einem Wochenende keine Zeit, all das übernimmt  Iris und ich bin sehr gespannt, was  demnächst eintrudelt. Collage und Linolschnitt im unfertigen Zustand könnt ihr hier schon sehen: 

Der Kurs war ein Traum, die Leute super nett und die Zeit auf der Insel mitsamt der Gastfreundschaft von Iris und ihrem Mann Georg umwerfend! Im Bootshaus war mein Zimmer; samt Dachfenster überm Bett zum Sternegucken und kleinem Fenster mit Blick zum See. Am liebsten wäre ich gar nicht eingeschlafen - Ausblick und See-Rauschen waren zu schön; von den Vögel geweckt zu werden allerdings auch! ;-)

Mein Zimmer war auf der Empore von der eine schmale Leiter nach unten in den Verkaufsraum führt. Bevor ich schlafen ging, lustwandelte ich durch diesen und guckte mir Iris Kunstwerke an! Alles ist so fein gearbeitet, liebevoll exakt bemalt und ungewöhnlich umgesetzt - eine Wunderwelt aus Geschirr, Kräuterschildchen und Skulpturen, aus Fliesen mit und ohne Sinnsprüchen und immer wieder mit Tieren als Motive und Objekte - sogar filigrane Aquarien gehören dazu! 

Meine Tage auf der Insel waren Tage im zeitlosen Raum, in denen Körper, Geist und Natur den Rhythmus vorgaben: Ich wachte auf, sobald die Sonne aufging; ging schlafen, sobald das Gähnen nicht mehr unterdrückt werden konnte - und all das ist ein wirklich schöner Zustand.

Frauenchiemsee,  ist wie alle kleine Inseln, um die man innerhalb weniger Stunden - oder wie auf Frauenchiemsee innerhalb von 20 Minuten - laufen kann, ein besonderer Ort, der einst sogar eine Künstlerkolonie war. Überhaupt waren Rund um den Chiemsee ziemlich viele Maler. Auf Herrenchiemsee im Augustiner-Chorherrenstift (Altes Schloss) gibt es eine Ausstellung über sie und vor allem über Julius Exter, dessen Künstlerhaus in Übersee-Feldwies im Sommer zu besichtigen ist.  Als mein Töpferkurs vorbei war, bin ich Sonntagmittag noch in die Ausstellung im Alten Schloss gegangen. Es war nix los und ich hatte alle Räume für mich!

Einer von Georgs Vorfahren gehörte übrigens zu den Chiemseemalern. Christian Maximilian Baer lebte auf der Insel und im Haus, in dem Iris und Georg nun wohnen. Jahrelang haben sie es saniert und da Georg Architekt ist, sind auch das Atelier und das Bootshaus auf dem Grundstück von ihm. Und so wie damals, als die Künstler im Haus zusammenkamen, ist es irgendwie noch heute: Künstler und Kunstinteressierte finden sich bei den beiden ein und haben eine erquickende Zeit miteinander. Danke dafür! :-)

 Übrigens: Ich habe keine "bucket list", also eine Liste, auf der alles steht, was ich in meinem Leben machen möchte. Hätte ich eine, könnte ich allerdings Übernachtung auf der Fraueninsel und Töpferkurs abhaken. Wobei, nein, eher nicht. Nächstes Jahr gibt es wieder einen Kurs bei Iris und bis dahin lerne ich das Handwerk ein wenig in Darmstadt! Hier ist nämlich auch eine Töpferin. Was für ein Glück! :-)